Gera-Pforten. Rund elf Millionen Euro will die englische Eigentümergesellschaft IM Properties in das Fachmarktzentrum Braustraße investieren.
Entstehen sollen ein Aldi-Markt mit 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche und ein Rewe-Markt, ein sogenannter Vollsortimenter, als Neubauten. Außerdem sind Umzüge zwischen den vorhandenen Immobilien geplant. Die Fläche für den Neubau soll der jetzige Garagenhof oberhalb des jetzigen Standortes bieten. Die 16 000 Quadratmeter sind noch städtisches Land. Die meisten Garagen stehen schon leer, viele sind verwahrlost. Der Platz dient als wilde Müllhalde.
Discounter seit 20 Jahren am Standort
Den jetzigen Aldi-Markt, 800 Quadratmeter groß, bezeichnet Andreas Harder, Vertreter des Eigentümers von der property AG aus Hamburg, als „Dinosaurier“. Vor 20 Jahren entstanden, entspreche er nicht mehr dem heutigen Vertriebskonzept des Discounters. „Kann das Konzept am Standort nicht umgesetzt werden, wird der Markt ganz geschlossen“, erklärt Harder. Das zu verhindern, habe er vor vier Jahren das erste Gespräch mit der Stadtverwaltung gesucht, um das benachbarte Grundstück zu kaufen. Doch ohne neues Baurecht nützt es dem Investor nichts. Ein Verkehrswertgutachten sei erstellt, ein Kaufvertrag liege vor, meint Harder. „Aber in den letzten drei Jahren sind wir nicht weiter gekommen“, schätzt er ein und nennt als Grund dafür die Haltung der Stadtplaner.
Das Geraer Einzelhandelskonzept, beschlossen in diesem Frühjahr, bezeichnet die Braustraße als „nicht schützenswert im Sinne der Stadtentwicklung“. Vielmehr sei es ein „Ergänzungsstandort“. Statt dessen wird der Wintergarten – 200 Meter Luftlinie entfernt – als eines der Geraer Nahversorgungszentren ausgewiesen. Das Dreieck am Hang, an der Zufahrt zur Braustraße.
In der Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung am 21. September, die erstmals am nächsten Montag im Bauausschuss betraten werden soll, liest es sich inzwischen etwas anders. Zwar widerspreche die Erweiterung dem aktuellen Flächennutzungsplan und dem Einzelhandleskonzept. Aber: „Es liegt im Interesse der Stadt Gera, den Standort Braustraße für den Einzugsbereich Pforten, Collis, Thränitz zu sichern und als Fachmarktzentrum zukunftsfähig weiterzuentwickeln“, heißt es da. Stimmt also der Stadtrat zu, muss auch der Flächennutzungsplan an dieser Stelle geändert werden. Von „Grünland“ in „Sondergebiet großflächiger Einzelhandel“.
Mit den Neubauten „im ersten Obergeschoss des Areals“ soll es in den vorhandenen Objekten keinen Leerstand geben, erklärt Harder. In den jetzigen Aldi zieht nach einer Sanierung das Dänische Bettenlager ein. Dessen Fläche würde künftig die Drogerie Rossmann beziehen, die damit neu in die Braustraße käme. Multipolster, Medimax, Fristo und der Handwerkerbedarf im einstigen Zentex-Objekt bleiben.
Ohne Aldi aber, den „Frequenzbringer“, könnten sich die Eigentümer die Entwicklung des Fachmarktzentrums nicht vorstellen. In der Kombination von Rewe, Aldi und Rossmann würde obendrein Fläche gespart, so Harder. „Denn würden wir den Discounter isoliert bauen, müssten wir drei Mal so viele Stellplätze nachweisen.“
Der Ausschuss für Bau, Umwelt, Verkehr und Liegenschaften tagt am Montag, 11. September um 16.30 Uhr im Geraer Rathaussaal, Kornmarkt 12