Sie ist der Mittelpunkt einer lebendigen Kirchgemeinde

Warum sich eine kleine Kirchgemeinde der Stadtkirchgemeinde Gera anschließt und wer die Kontakte zwischen den Beteiligten knüpft.

Die kleinen Wichtelstiefel für den Nikolaustag liegen schon bereit. Marie-Luise Dietsch will am Freitag die zwölf Mitwirkenden am Krippenspiel überraschen. Das erste Mal proben sie dieses Jahr dann in der Kirche. Nach dem Martinstag starteten die Proben zunächst im Gemeinderaum. Doch jetzt geht es darum, die Akustik des Thränitzer Gotteshauses aus dem Jahr 1238 zu erleben und für jeden den richtigen Platz zu finden. Die 16-Jährige, die Marie spielt, hat nur zugesagt, wenn ihr 18-jähriger Freund die Josef-Rolle bekommt, erzählt die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Er hat sie.

Zum Kirchspiel gehören vier Orte

Marie-Luise Dietsch ist im Kirchspiel Gera-Thränitz ein Mensch, der Verbindungen herstellt. Sie organisiert, dass allen unter den rund 400 Kirchenmitgliedern, die 70 und älter werden, zum Geburtstag gratuliert wird. Andere Einwohner beobachten das und so wurde sie schon mit den Worten eingeladen: „Sie können doch auch zu mir kommen“, erzählt sie. Die 79-Jährige hat den Kontakt zum Kindergarten wiederhergestellt. So feierten die Gemeinde und die jungen Nachbarn dieses Jahr den Martinstag in der kleinen Kirche gemeinsam.

Die Gemeinde des Kirchspiels, zu dem neben Thränitz auch die Orte Grobsdorf, Collis und Zschippern gehören, entschloss sich in diesem Jahr, sich wieder der Stadtkirchgemeinde Gera zuzuwenden. „Das war ein Beschluss des Gemeindekirchenrates“, sagt dessen Vorsitzende, glücklich, über diese Entscheidung. „Thränitz gehörte immer zu Salvator“, erklärt sie, die selbst 40 Jahre in der Salvatorgemeinde gearbeitet hat. „Erst als Kindergartenleiterin, dann als Gemeindepädagogin“.

Kein Kontakt nach Pölzig

Die letzten fünf Jahre wurde Thränitz von Pölzig aus betreut. „Die Zeit mit Pfarrer Triemer war nicht schlecht, aber die Umstände für die Menschen nicht gut“, urteilt Frau Dietsch und erzählt von Konfirmanden, die von ihren Eltern jede Woche die 18 Kilometer nach Pölzig zum Unterricht gebracht werden mussten. „Außerdem hatte die Gemeinde zu Pölzig keinen Kontakt“.

„Wir haben uns gefreut, dass sich die Gemeinde Thränitz für die Stadtkirchgemeinde entschieden hat“, sagte kürzlich deren Kirchmeisterin Marie Nestler im Gespräch mit der Redaktion. „Wir sind uns menschlich sehr verbunden“, nannte sie als Grund. Wer Marie-Luise Dietsch kennengelernt hat, weiß, was damit gemeint ist. „Frau Nestler hat uns auch angeboten, sich um einen Weihnachtsbaum für die Kirche zu kümmern“, erzählt die 79-jährige Thränitzerin. „Das übernimmt Kirchenältester Olaf Uhlemann“.

Schwere Arbeiten abgeben

An der Zahl der Gottesdienste hat sich nichts geändert. Einmal im Monat werden sie sonntags um 8.30 Uhr gefeiert. „Die Gemeindeglieder sind begeistert von Pfarrer Körner. Er ist offen und aufgeschlossen. Da kommt was rüber“, sagt Marie-Luise Dietsch, die an den anderen Sonntagen in St. Salvator oder St. Johannis Gottesdienste mitfeiert. Der Pfarrer berichtet, von der Redaktion befragt, dass er auf eine „kleine und ziemlich lebendige Gemeinde“ getroffen ist, „die vom Gottesdienst her lebt“. Nicht nur alte Menschen, sondern auch junge Leute und Familien würden ihm dankbar begegnen. „Das fühlt sich gut und stimmig an“, sagt Stefan Körner: „Marie-Luise Dietsch kenne ich, seit ich in Gera angekommen bin“, erzählt er. „Es ist unglaublich, welche Energie und Fröhlichkeit in der Frau stecken. Es ist eine Riesenfreude, mit ihr zusammenzuarbeiten, sie hat ein weites Herz für Groß und Klein“.

Am Mittwoch tagt der Gemeindekirchenrat wieder. „Da will ich die Männer bitten, dass sie sich endlich um das Hinausstellen der Kübel kümmern. Mir wird das langsam zu viel“, gesteht die Thränitzerin. „Doch alles möchte ich jetzt noch nicht abgeben. Da bin ich im Zwiespalt mit mir. Die Begegnung mit Menschen ist etwas ganz Wichtiges“.

Die Organisten für die Gottesdienste organisiert sie oft mit vielen Telefonaten. „Ich hatte wahnsinnige Schwierigkeiten für Heiligabend. Da hat mir Kantor Hesse helfen können“, berichtet sie erleichtert. Am 24. Dezember 2024 um 15.30 Uhr beginnt der Gottesdienst mit dem Krippenspiel. Die Predigt in Thränitz hält dann ein Theologiestudent, den Marie-Luise Dietsch noch aus der Kinderstunde kennt.

Quelle: OTZ Sylvia Eigenrauch

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