Ein Sommerfest der besonderen Art, gestaltete der Geraer Ortsteil Thränitz am vergangenen Samstag: 500 Jahre Ersterwähnung und 777 Jahre Kirche. Höhepunkt war der Festumzug durch den Ort.
Von Reinhard Schulze
Gera. „Darf man bitten?“, so lautete die Einladung von Ortsteilbürgermeister Dieter Karius an Geras Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos) zum Einsteigen in die Kutsche, mit der es dann gemeinsam beim Festumzug durch den Ortsteil Thränitz ging. Voran marschierte der Spielmannzug Altenburg, der zuvor und auch danach für stimmungsvolle Unterhaltung auf der Festwiese sorgte.
Die Kirche ist älter als der Ort
Das alljährliche Sommerfest war in diesem Jahr etwas ganz besonderes. Und das lag nicht nur an den hochsommerlichen Temperaturen, die die Besucher immer wieder zu den Taschentüchern greifen ließ, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. „Wir sollten uns nicht beschweren. Zu oft schon, war das Fest in den Vorjahren verregnet. Die Organisatoren haben für ihre Mühen das schöne Wetter nun wirklich verdient“, so Bärbel Schmidt aus der Ortschaft Collis im Ortsteil Thränitz.
In diesem Jahr hatte sich der Kultur- und Freizeitverein Thränitz, unterstützt vom Ortsteilrat, bei der Vorbereitung wirklich voll ins Zeug gelegt.
Galt es doch, gleich zwei historische Ereignisse zu feiern: 500 Jahre Ersterwähnung des Ortes und noch weiter zurück, 777 Jahre Kirche. So hatten sich die Organisatoren einiges einfallen lassen, um die Jubiläen für Ortsansässige und Gäste unvergesslich werden zu lassen. Mit Posaunenchor und Festgottesdienst wurden die Feierlichkeiten eröffnet.
Der besondere Höhepunkt dann der Festumzug, in dem sich die Mitglieder des Chors, die Reiter vom Reiterhof Uhlemann aus Collis, darunter auch die achtjährige Nora auf ihrem Pony „Bony“ und Einheimische wie Gäste einreihten. Und da auch bei Pferden die Natur ihren Lauf nimmt, Pferdetoiletten aber eher rar sind, fuhr im Gefolge des Umzuges auch ein Radfahrer mit aufgepflanztem Besen und Schaufel mit.
Dass nicht nur gefeiert wurde, sondern auch viel Wissenswertes zu erfahren war, wie die Chronik der Kirche verriet, davon sprach Besucherin Erika Reindel. Sie war, gemeinsam mit ihrem Mann Bernd, von Röppisch nach Thränitz gekommen, um mit zu feiern. Da gehörten der Kirchenbesuch, der Umzug wie auch das Orgelkonzert für sie zu einem unbedingten Muss. „Nur schade, dass an diesem Wochenende überall so viel los ist. Da fällt es schwer, sich für eine der Festlichkeiten zu entscheiden“, meinte Erika Reindel fast etwas traurig.
Dass die Thränitzer Kirche die älteste Glocke Geras beherbergt, das war auch für Geras Stadtoberhaupt etwas neues, die die Thränitzer und ihre Gäste herzlich begrüßte und ganz besonders den Organisatoren und den vielen Helfern für das Engagement zur Ausrichtung dieses ganz besonderen Sommerfestes dankte.
Übrigens, besichtigt werden konnte auch eine Bibel aus dem 16. Jahrhundert. Am Nachmittag gab es dann ein Orgelkonzert und wer sich für die Historie des Ortes und des Ortsteiles informieren wolle, hatte dazu in einer Ausstellung im Gemeindehaus Gelegenheit.
Den Abschluss der lange vorbereiteten Jubiläumsfeierlichkeiten bildete am Abend das Lagerfeuer und die sich anschließende Disco, wo auch zum Tanz geladen war.