Thränitzer erforscht nicht nur seine Familiengeschichte

 

Von Karin Opitz

Thränitz. Nein, in die Wiege gelegt hat ihm dieses Hobby kei- ner. Oder vielleicht doch? Er war freilich der Erste in seiner Familie, den die Ahnenfor- schung gepackt und nicht mehr losgelassen hat. Beim Betrachten vergilbter alter Familien- fotos hätte er so gern gewusst, wer da zu sehen ist. Ohne Notiz auf der Rückseite waren sie für ihn wertlos. Er wollte unbedingt etwas über seine Wurzeln in Er- fahrung bringen. Doch Vater und Großeltern waren so früh verstorben, dass er sie nicht mehr fragen konnte, und die Mutter stammte aus Heydekrug in Ostpreußen und konnte ihm keine Auskunft geben.

Also begann er, selbst nachzuforschen – und hat damit an der Ingenieurschule in Jena auch seinen Freund Martin angesteckt…

Digitalisierung erleichtert seine Arbeit

Welche Ausmaße diese Suche annehmen würde, konnte Wer- ner Roth damals nicht ahnen, auch nicht, welche Schwierigkeiten ihn herausfordern würden und wie viel Zeit das alles braucht.

Doch bereut hat er nichts: „Es ist mir gelungen, 400 Jahre Familiengeschichte aufzuspüren und zusammenzutragen. Das war anfangs sehr schwierig, weil mei- ne Vorfahren nicht nur aus dem Vogtland, sondern auch aus Baden-Württemberg und Bayern stammten. Also brauchte ich Kontakte, die das für mich recherchierten, was mir nicht möglich war. Dafür habe mich mit Recherchen hier vor Ort revanchiert.“

Als er nach der Wende selbst in die Archive reisen konnte, wurde es leichter und seit der Digitalisierung der Quellen kann er seine Nachforschungen ganz bequem im heimischen Arbeitszimmer in Thränitz im Internet anstellen.

Trotz aller Erfahrung und Routine: Gelegentlich findet er es immer noch schwierig, Jahrhunderte alte Handschriften zu entziffern und Einträge zu interpretieren. Früher konnte ihm da Frank Reinhold weiterhelfen, der deutschlandweit anerkann- te und geschätzte Geschichts- und Namensforscher aus Obergeißendorf, an den er sich voller Dankbarkeit erinnert. Der Experte hatte ihm oft mit Rat und Tat zur Seite gestanden. „Fami- lienforschung ist eine komplizierte Sache. Unsicherheiten und Zweifel werden üblicher- weise in den Ahnenlisten kennt- lich gemacht. Doch selbst wenn bloße Vermutungen als solche gekennzeichnet sind, jede Vermutung ist möglicherweise ein Fehler mehr“ sagt Werner Roth nachdenklich.

Werner Roth haben die genealogischen Forschungen auch verlässliche Hinweise auf die Berufe seiner Ahnen gegeben. Viele von ihnen waren Müller, Bierbrauer und Gastwirte.

Die erste sichere Spur seiner Vorfahren findet sich 1594 in Satteldorf/Crailsheim, wo der Wirt und Gastgeber Georg Roth mit seiner Frau Catharina als Taufpate eingetragen ist. Die Eheleute waren offenbar gern

gefragte Paten, denn sie standen bis 1602 regelmäßig am Tauf- stein der dortigen Nikolauskirche.

Auch wenn es durch die Digitalisierung leichter geworden ist, die Ahnenforschung bleibt ein zeitaufwändiges Hobby und ent- puppt sich nicht selten als Lebensaufgabe. Werner Roth geht das nicht anders. Haus, Hof, Garten, Teich und der Hund bestimmen sein tägliches Pensum. Und wenn die Enkelkinder kommen, bleibt für die Arbeit am Computer ohnehin kaum

Zeit. Doch in der dunkleren Jahreszeit kann er dessen Anzie- hungskraft nicht mehr widerstehen, zumal es von Angeboten zur Recherche dann nur so wimmelt. Auch er hat seine Ergebnis- se ins Netz gestellt, unter der Adresse www.ahnen-roth.de, da- mit seine intensive Arbeit nicht umsonst war.

Weil Werner Roth seit 30 Jahren in Thränitz lebt und sich hier wohlfühlt, wollte auch er dem dörflichen Geraer Ortsteil etwas Gutes tun. Also hat er eine zusätzliche Website aufgebaut.

Unter der Adresse „Thränitz ein Ortsteil von Gera in Thüringen“ stellt er höchst interessante In- formationen zur Verfügung, die den Rahmen der offiziellen Seite sprengen würden. Geschichtsfreunde werden die Chronik zu schätzen wissen – und Naturfreunde die Wandervorschläge und die Erinnerung an die ehe- maligen Mühlen am Gessenbach.

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